Wie wirken sich Preissteigerungen bei Baumaschinen auf den Zeitwert aus?
Als Gutachter muss man regelmäßig den Zeitwert von Baumaschinen beurteilen. Die entscheidenden Einflussgrößen dabei sind das Alter der Maschine auf der einen und die geleisteten Betriebsstunden auf der anderen Seite. Mit diesen Werten wird zuerst arithmetisch der Restwert bzw. Zeitwert einer Baumaschine ermittelt. Dabei geht der Gutachter vom Neumaschinenpreis zum Zeitpunkt des Verkaufs aus. Während die Abschreibung einer Baumaschine in der Regel linear erfolgt, verläuft der Zeitwert degressiv. Erfahrene Sachverständige nutzen für die Berechnung und übersichtliche Darstellung des kalkulatorischen Zeitwertes ein Tabellen-Tool.
Eine weitere wichtige Größe ist die Ausstattung der Maschine. Gibt es extra Hydraulikleitungen, ist eine Klimaanlage verbaut, sind weitere Anbauteile zu betrachten oder ist die Maschine mit speziellen Ketten oder Reifen ausgerüstet. Hat der Minibagger ein verstellbares Laufwerk? Viele Faktoren, welche einen Preisunterschied ausmachen.
Wenn man sich als Gutachter jedoch nur auf die oben genannten Größen verlässt, vergisst man eine wichtige Einflussgröße: In den letzten Jahren haben sich die Preise von Baumaschinen deutlich erhöht. Damit einher geht auch eine deutlichen Erhöhung der Preise für gebrauchte Baumaschinen. Der Baumaschinen-Gutachter muss also immer auch die aktuelle Lage im Baumaschinenmarkt beachten. Wenn eine Baumaschine heute 10 Jahre alt ist und sich in diesen zehn Jahren der Maschinenpreis um 50% erhöht hat, dann kann man nicht einfach arithmetisch kalkulieren. Man muss den Gebraucht-Markt in die Preisfindung einbeziehen.
Wie wirken sich lange Lieferzeiten von Baumaschinen aus?
Ein weiterer interessanter Faktor sind die Lieferzeiten von Neumaschinen. Bedingt durch das Abreißen von Lieferketten, die limitierte Verfügbarkeit von Elektronik und Schaltkreisen sowie gestiegenen Preisen für Rohmaterialien haben sich die Lieferzeiten für Baumaschinen deutlich ausgeweitet. Zum Teil muss man mit Lieferzeiten für neue Bagger oder Radlader von mehr als 12 Monaten, ab Bestelldatum rechnen. Wenn der Bauunternehmer also sehr lange auf die Lieferung seiner neuen Maschine warten muss, wird er die alte Maschine länger nutzen und diese somit dem Gebrauchtmarkt vorenthalten. Stand heute muss man konstatieren, dass die Lieferzeiten von Neumaschinen eine deutliche Auswirkung auf die Verfügbarkeit und die Preise von Gebrauchtmaschinen haben. Zum Teil gibt es Preissteigerungen im Gebrauchtmarkt von über 30%.
Restwerte von Baumaschinen und die Versicherungsbranche
Im Falle eines Diebstahls oder einer Beschädigung von Baumaschinen berechnen viele Gutachter für die Versicherung den Zeitwert einer Maschine nach wie vor arithmetisch. Dadurch fallen die Zeitwerte, zur Freude der Versicherungsgesellschaft, deutlich niedriger aus, als es die Realität erfordern würde. Im Leistungsfall hat der Bauunternehmer eine deutliche Lücke zwischen der gewährten Deckung der Versicherung und dem Wiederbeschaffungswert einer Maschine zu tragen. Darin verbirgt sich gelegentlich das Risiko, dass bei Beschädigung von mehreren Maschinen, z.B. durch Brandstiftung, ein Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten kann. Es ist also oft sinnvoll, sich mit dem Zeitwertgutachten der Versicherung nicht gleich zufrieden zu geben. Manchmal ist es hilfreich, einige Euro in ein Gegengutachten zu investieren. Ein erfahrener Baumaschinen-Gutachter kann korrigierte Zeitwerte begründen und auch nachweisen. Fragen Sie uns nach unserer Meinung zu Ihrem Fall. Wir klären gemeinsam mit Ihnen, ob ein solches Gutachten helfen kann.
Welche Regeln zur Abschreibung von Baumaschinen gelten in Deutschland?
Achtung: Dies ist keine Rechtsberatung und auch keine steuerliche Beratung!
In Deutschland gelten für die Abschreibung von Baumaschinen spezifische Regeln, die im Einkommensteuergesetz (EStG) und in der Abgabenordnung (AO) festgelegt sind. Die Abschreibung von Baumaschinen ist ein wichtiger Aspekt der steuerlichen Buchführung für Unternehmen, da sie die Möglichkeit bietet, die Kosten für die Anschaffung oder Herstellung von Baumaschinen über die Nutzungsdauer zu verteilen und somit die steuerliche Belastung zu reduzieren.
Die wichtigsten Regeln zur Abschreibung von Baumaschinen in Deutschland sind wie folgt:
- AfA (Absetzung für Abnutzung): Die Abschreibung von Baumaschinen erfolgt in der Regel über die sogenannte Absetzung für Abnutzung (AfA), auch als lineare Abschreibung bezeichnet. Die AfA-Beträge variieren je nach Art der Baumaschine und ihrer geschätzten Nutzungsdauer. Die genauen Abschreibungssätze sind im EStG festgelegt.
- Nutzungsdauer: Die Nutzungsdauer für Baumaschinen variiert je nach Art und Verwendungszweck. Sie muss geschätzt werden, basierend auf den Erfahrungen in der Branche und den spezifischen Bedingungen. Die geschätzte Nutzungsdauer bestimmt die jährliche Abschreibung.
- Restbuchwert: Der Restbuchwert einer Baumaschine ist der Wert, der nach Abschluss der AfA-Periode verbleibt. Dieser Wert wird bei der Berechnung der Abschreibung in den folgenden Jahren berücksichtigt.
- Sonderabschreibungen: In bestimmten Fällen, wie etwa bei Investitionen in neue und energieeffiziente Baumaschinen, können Unternehmen Sonderabschreibungen in Anspruch nehmen. Diese ermöglichen zusätzliche steuerliche Vorteile.
- Niedrigwertige Wirtschaftsgüter (NWG): Baumaschinen mit niedrigem Anschaffungswert können als sogenannte „niedrigwertige Wirtschaftsgüter“ betrachtet werden und unterliegen speziellen Regeln zur Abschreibung. NWG können in der Regel im Jahr der Anschaffung vollständig abgeschrieben werden.
- Buchführungspflicht: Unternehmen müssen eine ordnungsgemäße Buchführung führen und die Abschreibung korrekt dokumentieren. Dies umfasst die Berechnung und Buchung der Abschreibungsbeträge.
Es ist wichtig zu beachten, dass die steuerliche Behandlung von Abschreibungen für Baumaschinen je nach Unternehmensstruktur und Rechtsform variieren kann. Es ist ratsam, sich von einem Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass die Abschreibungen den geltenden Gesetzen und Vorschriften entsprechen und steuerlich optimal gestaltet sind.